Samstag, 27. Februar 2010

Materie 2

Unser heutiges Welt- und Menschenbild entspricht dem Denken des 19. Jahrhunderts. Der Weg zu einem neuen Denken führt über die moderne Physik.

Der Physiker, Heisenberg-Schüler, Friedensnobelpreisträger und Träger des Alternativnobelpreises, Hans-Peter Dürr, beginnt seine Vorträge oft mit einem "Paukenschlag": „Ich habe 50 Jahre – mein ganzes Forscherleben – damit verbracht, zu fragen, was hinter der Materie steckt. Das Endergebnis ist ganz einfach: Es gibt keine Materie!“ Das hat vor allem weitreichende Konsequenzen für unser Welt- und Menschenbild.

Es sind naturwissenschaftliche Überlegungen, dass nicht die Materie das Fundament unserer Wirklichkeit ist, sondern etwas, das sich nicht be-greifen lässt.

Überholtes Denken

Wir versuchen heute, die Probleme des 21. Jahrhunderts mit dem Denken des 19. Jahrhunderts zu lösen, und das kann nur „in den Graben gehen“. Wir leiden unter dem Verlust der geistigen Dimension. Viele glauben nur an das, was greifbar, was rational ist, was sich beweisen lässt – und denken, das wäre Naturwissenschaft. Dem hält der Physiker entgegen: „Man kann gar nicht so leben, dieser Eindruck täuscht. Wer das denkt, hat gar nichts verstanden. Trotzdem lebt er weiter, weil im Hintergrund doch etwas ist, auch wenn er es negiert. Das Herz schlägt weiter, auch wenn man nicht daran glaubt, dass es schlägt. Im Hintergrund ist eine Beziehungsstruktur, die alles in Gang hält.“

Unsere Denkweise ist die des 19. Jahrhunderts: die Welt als Maschine, materiell und mechanistisch. Die Entwicklung der modernen Physik im 20. Jahrhundert hat diese Vorstellung ad absurdum geführt, aber das haben wir noch nicht in unser Weltbild integriert. Die heutige Technik basiert jedoch auf dieser neuen Physik. Mit dem bisherigen Denken können wir nicht einmal erklären, was passiert, wenn wir einen Computer einschalten. Das lässt sich in der alten Sprache nicht mehr benennen.

Elemente eines neuen Denkens

1. Es gibt keine Realität

Nach der alten Vorstellung ist die Welt da draußen das, was wir wahrnehmen, hauptsächlich Materie. Das nennen wir Realität (von lat. res), die dingliche Welt, etwas, das wir be-greifen und besitzen können. Für die Anordnung der Materie in der Zeit gelten strenge Naturgesetze, daher können wir „prophezeien“, was kommen wird und sagen, was war. Daher der Eindruck, wir könnten die Welt prinzipiell in den Griff bekommen.




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